Geschichten

Designerin Ina Weber kollaboriert mit Special Olympics

Die Designerin Ina Weber präsentiert ihren upgecycelten Rucksack.
Die Designerin Ina Weber designte für Special Olympics einen upgecycelten Rucksack.

Special Olympics hat es sich zum Ziel gesetzt, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu stärken – nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Deswegen haben wir in diesem Jahr den „Lette Design Award by Schindler“ unterstützt. Als Preis gab es für die Gewinnerin im Bereich Mode- und Kostümdesign die Möglichkeit, ein Produkt zusammen mit Menschen mit Behinderung zu entwerfen und umzusetzen.

Die Designerin Ina Weber gewann den Preis für das beste Abschlussprojekt der Modedesign-Ausbildung im Lette Verein Berlin. Wir freuen uns sehr, dass Ina für Special Olympics eine ganz besondere Tasche designte: einen upgecycelten Rucksack. Gemeinsam mit den Lichtenberger Werkstätten produzierte sie einen Rucksack aus den Materialien der Nationalen Spiele 2022. Hier erfahrt ihr mehr über die Gewinnerin Ina, ihre Erfahrungen als Designerin und die Entstehungsgeschichte des Rucksacks.

Für dein Abschlussprojekt der Ausbildung hast du den „Lette Design Award by Schindler“ im Bereich Mode- und Kostümdesign gewonnen. Ein Teil des Gewinns war ein Kickstarterprojekt mit Special Olympics. Möchtest du uns kurz erzählen, um was sich dein Abschlussprojekt dreht?

Für mein Abschlussprojekt „QUINGS“ habe ich mit 6 nicht binären Personen zusammengearbeitet, also Personen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren. Gemeinsam mit den Menschen haben wir für sie 6 individuelle Outfits gestaltet, die ihre Persönlichkeit ausdrücken und auch einen Film darüber gedreht. Mir ist es wichtig, dass sich Menschen in andere (Geschlechts-)Identitäten einfühlen können. Dabei habe ich selbst wahnsinnig viel gelernt und schöne Erfahrungen gesammelt.

Wieso hast du dich für das Upcycling Projekt gemeinsam mit den Lichtenberger Werkstätten entschieden?

Ich fand es eine schöne Idee mit Menschen mit Behinderung etwas für Menschen mit Behinderung zu fertigen. Auch fand ich die Möglichkeit toll meinem Wert der Nachhaltigkeit treu bleiben zu können und mit dem Rucksack alten Planen der Special Olympics ein neues Leben zu geben. Da die Lichtenberger Werkstätten schon andere Upcycling Taschen für Special Olympics fertigen, habe ich mich gerne mit ihnen zusammengetan.

Hast du schon Erfahrung im Bereich Upcycling?

Nachhaltigkeit ist seit Beginn meiner Modekarriere bereits in der Ausbildung ein wichtiger Faktor gewesen. Ich habe schon zwei Kollektionen aus upgecycelten Materialien gefertigt. Zum einen ein fantasievolles Kostüm, zum anderen meine Abschlusskollektion. Klar, auch privat nutze ich viele Alttextilien, kaufe hauptsächlich Second Hand und nähe auch gern Dinge aus alten Tischdecken oder Gardinen.

Warum Upcycling? Was fasziniert dich daran?

Mich fasziniert daran, dass die Dinge eine Geschichte haben, die mit in das neue Teil einfließt. Wir können alten Materialien ein neues Leben geben und sie wieder nützlich machen. Meinem Umweltgewissen geht es damit immer sehr viel besser!! Zudem macht es super Spaß, Secondhandläden und Materialsammlungen zu durchforsten und cooles Zeug zu finden.

Wie bist du beim Designen vorgegangen? Wie lange dauerte dieser Designprozess und wieso hast du dich letztendlich für den Entwurf entschieden?

Zuerst haben wir gemeinsam überlegt was für ein Produkt das bestehende Sortiment bereichern würde und sind schnell auf einen Rucksack gekommen. Das fand ich persönlich spannend, da ich noch nie einen Rucksack designed hab und finde da gibt es viele Dinge zu bedenken, um ihn brauchbar und praktisch zu halten. Dann haben wir uns mit den Werkstattleiter*innen zusammengesetzt, ich habe mir die Materialien angeschaut, mich für die Plane und den Netzstoff entschieden und konnte die Materialien so direkt in meinen Entwürfen aufgreifen. In der darauffolgenden Zeit habe ich dann erste Skizzen und später einen ersten ausgearbeiteten Entwurf erstellt. Den haben wir dann besprochen und ich habe einen Schnitt und ersten groben Prototyp erarbeitet. Zuletzt haben wir alle Maße genau gemessen und aufgeschrieben, haben einen kompletten ersten Rucksack genäht und geprüft, ob alles so hinkommt wie geplant.

Die Designerin Ina Weber und Sarah Bruckmann von LWB stehen in der Werkstatt hinter dem upgecycelten Rucksack.
Ina Weber und Sarah Bruckmann (LWB) nehmen gemeinsam in der Werkstatt letzte Änderungen am Prototyp vor.

Gibt es Unterschiede im Design oder Dinge, die man beim Design beachten muss, wenn man mit recycelten Materialien arbeitet?

Recycelte Materialien sind oft nicht perfekt, sie sind gebraucht, das macht ihren Charme aus! Natürlich hat das alte Material manchmal nicht die gewünschte Größe oder Länge. Dann muss man kreativ werden und Schnitt und Material aneinander anpassen. Das finde ich gerade das Spannende dabei und es hilft mir meist sogar beim Designen, da dann einfach manche Entscheidungen vorgegeben sind und Ich nicht von Null anfange.

Bei den Rucksäcken sind zum Beispiel alle Planenstücke unterschiedlich und so sieht auch jeder Rucksack anders aus. Mal ist viel Schrift, mal wenig, mal ist Grün dabei, mal nur Lila. So bekommt jeder ein Unikat – das find ich schön! Jeder Rucksack ist so einzigartig wie sein*e Träger*in 😊.

Unsere Mission ist es, Menschen mit Behinderung zur selbstbestimmten Teilhabe zu verhelfen. Erfüllt dein Rucksack-Design spezielle Funktionalitäten für Menschen mit Behinderung?

Wir haben diesen Aspekt von vorneherein mit bedacht, auch dass er von Menschen mit Behinderung gefertigt werden soll. Deshalb habe ich das Design simpel gehalten. Sodass er zum einen, in mehreren kleinen Etappen zusammengesetzt werden kann. Und zum anderen, dass er leicht zu benutzen ist. So ist der Verschluss beispielsweise aus Klettverschluss, und die Öffnung wird einfach zum Verschließen zusammengerollt. Die Fächer an der Vorderseite haben ein Gummi, damit man zum Beispiel Flaschen einfach dort hineinstecken kann. Das Motto war: weniger ist mehr!

Jetzt hast du deine Ausbildung zur Modedesignerin in der Tasche. Hast du schon Pläne oder Ziele wie es in Zukunft bei dir weitergeht?

Erstmal werde ich für ein halbes Jahr durch Südamerika reisen. Langfristig möchte ich gerne in multimedialen Projekten mit verschiedenen Kreativen zusammenarbeiten. Mode soll da nur eins von vielen Medien sein. Ich möchte in dem Bereich meines Abschlussprojekts gerne mehr lernen und an kulturellen Projekten mitarbeiten. Deswegen möchte ich nach meiner Reise Kulturwissenschaften und Genderstudies studieren. Nebenbei werde ich trotzdem verschiedene Projekte im Mode- und Kostümdesign verfolgen. Aber wer weiß, welche Ideen mir Südamerika einflüstert. ☺️

Und zu guter Letzt: Was ist dein Lieblingsprodukt aus dem Special Olympics Shop?

Der upgecycelter Rucksack natürlich ;). Aber abgesehen davon, finde ich die upgecycleten Mäppchen toll oder die Daumenkinos, die sind wirklich schön illustriert!

Ein Beschäftigter der Werkstatt näht den Henkel an den Rucksack.

Ein Beschäftigter der LWB näht den Henkel an den Rucksack. Foto: LWB.

Vielen Dank Ina für dein besonderes Rucksack-Design. Wir wünschen dir eine schöne Zeit in Südamerika und alles Gute auf deinem Weg als Designerin!

Wenn ihr mehr über Ina wissen möchtet, kommt ihr hier zu ihrer Website.

Und hier findet ihr die gesamte "Upgecycelte Taschen"- Kollektion.