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Interview mit Designerin Anja Gockel

Interview mit Designerin Anja Gockel

Die Mode-Designerin Anja Gockel hat Athlet*innen und Mitstreiter*innen der Bewegung Special Olympics in ihr Berliner Atelier eingeladen, um in einem inklusiven Workshop ein neues T-Shirt zu entwerfen. Wir sind stolz darauf, bekannt zu geben, dass das T-Shirt ab sofort in unserem Webshop verfügbar ist. Es ist bunt, farbenfroh und divers wie auch die Inklusion.

Um die Designerin besser kennenlernen zu dürfen, haben wir für euch mit ihr ein spannendes Interview geführt.

Anja, seit über 25 Jahren bist du eine der erfolgreichsten deutschen Designerinnen. Du hast bei der legendären Vivienne Westwood gearbeitet und wurdest mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Was begeistert dich bis heute an der Mode und deinem Beruf?

Mich begeistert mein Beruf bis heute, weil wir unsere Mode mit viel Herz und Leidenschaft designen. Mein großes Ziel ist es, mit jedem Teil meiner Kollektion das Charisma der Frauen zum Leuchten zu bringen. Denn ich glaube, wir Frauen brauchen ein bisschen Unterstützung, obwohl wir so stark sind. Und dafür ist Kleidung perfekt geeignet. Es macht mir unglaublich viel Freude, uns Frauen zum Strahlen zu bringen, denn Kleidung kann uns sichtbar und stark machen. Ich möchte erreichen, dass keine Frau in einem Anja Gockel Kleid übersehen wird.

Welche Rolle spielen deiner Ansicht nach Diversity und Inklusion in der Mode? Hat sich etwas in den letzten Jahren verändert?

Diversity und Inklusion spielen mittlerweile eine große Rolle in der Mode. Besonders mit meiner Mode möchte ich erreichen, dass jede Frau sich in ihrem Körper wohlfühlt, unabhängig von Alter, Herkunft oder körperlicher/geistiger Einschränkung. In den letzten Jahren hat sich in der Modewelt viel getan und viele Unternehmen haben sich weiterentwickelt. Dennoch denke ich, dass die Gesellschaft noch einiges tun muss, um Strukturen zu schaffen, die es jedem Menschen ermöglichen, ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft zu sein.

Unser Ziel ist es, möglichst viel Menschen mit und ohne Behinderung zusammen zu bringen, im Sport, aber auch in anderen Bereichen. So wurden zum Beispiel unser Logo sowie auch unser Webshop gemeinsam mit Athlet*innen entwickelt. Wir nennen das „Unified“. Du hast gemeinsam mit drei Mitarbeiter*innen mit Behinderung von Special Olympics ein ganz besonderes T-Shirt entwickelt. Wie war diese Erfahrung für Dich? Was hat dich am meisten beeindruckt?

Es war für mich eine berührende Erfahrung. Die Ruhe, die die Athlet*innen ausgestrahlt haben vermissen wir so oft in unserem Alltag. Wie konzentriert sie bei der Sache waren und an nichts anderes gedacht haben, war für mich beeindruckend ihre Klarheit und ihre Freude waren wunderbar.

Bekomme einen Einblick in die gemeinsame Entwicklung des T-Shirts

Hast du bereits davor persönliche Erfahrungen mit Menschen mit geistiger Behinderung gemacht? Wenn ja, in welchem Umfeld?

Ja das habe ich - die Tochter einer sehr guten Freundin hat Trisomie 21. Sie ist sehr selbstbewusst und klar erzogen und meistert ihr Leben. Und trotzdem spürt man, dass die Integration in der Gesellschaft auch für sie schwierig ist -  sie möchte in die Normalität unserer Gesellschaft integriert sein und merkt, dass das noch nicht möglich ist.

Bei den Special Olympics ist uns auch Nachhaltigkeit besonders wichtig. Deswegen hat es uns besonders gefreut zu hören, dass du 2020 als eines der 30 nachhaltigsten Unternehmen in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet wurdest. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Dich?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich die Wertschätzung an Menschen und Dingen. Meine Mitarbeiterinnen arbeiten seit durchschnittlich 12 Jahren bei mir. Wir produzieren unsere Kollektion in Deutschland und nutzen dafür hauptsächlich Stoffe aus Italien und Spanien. Die Stoffe zum Beispiel brauche ich auf und nutze die Reststücke für Schals und Accessoires. Echtleder und Felle verwende ich gar nicht und Kunstfelle sind immer häufiger aus recyceltem Polyester. Ich verzichte auch auf used-Effekte. Diese sind sehr umweltschädlich, denn sie können nur mit viel Chemie und Wasser erzeugt werden. Durch all diese Schritte wird Nachhaltigkeit ein ganz natürlicher Teil unseres Alltags.

Viele unserer Sportler*innen interessieren sich sehr für Mode – zumindest für Sportmode. Welche Rolle spielt denn bei dir der Sport im Leben? Machst Du gerne Sport, wenn ja, welchen?

Mein Mann und ich machen jeden Morgen eine halbe Stunde Yoga. Das hat unser Leben verändert - seit drei Jahren. Wir sind viel klarer und offener auch den Rest des Tages. Sport halte ich für eine ganz wichtigen Faktor der Balance um unser Leben zu meistern.

Und zum Schluss natürlich die Frage: Welche Produkte (abgesehen von deiner Kollektion) aus unserem Webshop gefällt Dir am besten?

Der Pot Berlin. 😊

Danke Anja für das spannende Interview!

Die Elemente wurden ausgeschnitten, angeordnet und schließlich wurde das T-Shirt in einem Inklusionsbetrieb bedruckt. Auf dem letzten Bild das tolle Ergebnis.